10. Februar 2024

Mit Unterstützung von Maria Aplada von „To Spiti – Beratung – Begegnung – Beteiligung“, einer Anlaufstelle in Berlin-Neukölln v. a. für griechische Menschen, organisierte unsere Referentin Alisa Butscher eine Begegnungs- und Gesprächsrunde für Frauen mit und ohne Fluchtgeschichte. An diesem Donnerstagabend kamen neun Frauen aus Griechenland und Syrien ins Gespräch.

Die Teilnehmerinnen sprachen über ihre ähnlichen, aber auch sehr unterschiedlichen Erfahrungen der Migration, des Ankommens in Deutschland, Herausforderungen und ihre Gefühle. Eine Teilnehmerin kam vor sechs Jahren mit drei Kindern nach Deutschland. Ihr Mann war damals in Syrien inhaftiert. Mittlerweile sind sie wieder zusammen, aber die Haft habe sich stark auf die Psyche ausgewirkt. Zunächst sei sie mit ihren Kindern von Syrien in die Türkei gekommen. Zusammen mit den Kindern sei sie auf einem Schlauchboot über das Mittelmeer nach Griechenland gekommen, bevor es für sie nach Berlin ging. Eindringlich berichtete sie, wie gefährlich und herausfordernd die Flucht war. Immer mit dabei: die Angst des Nicht-Überlebens. Deswegen war sie extrem glücklich, als sie in Deutschland und in Sicherheit waren.

Ihre 55-jährige Freundin, syrische Palästinenserin, erlebte eine ganz andere Flucht aus Syrien. Ihre Familie war bereits in Deutschland, sie konnte relativ sicher mit einem Flugzeug einreisen und so verspürte sie bei ihrer Ankunft nicht solch eine Erleichterung über das Überleben wie ihre Freundin. Hier sieht Maria Aplada, die selbst vor 23 Jahren von Griechenland nach Deutschland zog, Ähnlichkeiten zu vielen ihrer Klientinnen aus Griechenland. Dies bestätigte auch eine 58-jährige Teilnehmerin, die 2016 aufgrund der prekären wirtschaftlichen Situation in ihrer Heimat Griechenland nach Deutschland kam. Es sei zwar ihre Entscheidung gewesen, jedoch verspürte sie nach der Ankunft nicht solch eine Erleichterung. Eine andere Teilnehmerin lebt seit sieben Jahren in Deutschland. Davor war sie mit ihrer Familie für vier Jahre in Sarajevo, weswegen auch für sie der Weg nach Deutschland nicht lebensbedrohlich war. Erst in Deutschland hätten die Herausforderungen angefangen. Weil die Französischlehrerin ausschließlich ein Fach lehrte, darf sie an deutschen Schulen nicht unterrichten. Mittlerweile arbeitet sie in einer Cateringfirma, was ihr gefällt, lieber würde sie aber wieder unterrichten. Auch eine in Syrien als Sportlehrerin tätige Teilnehmerin ist in Deutschland nicht in ihrem erlernten Beruf tätig, sondern als Verkäuferin. Die syrische Palästinenserin berichtete außerdem von ihrer zweiten Flucht 2015. Die erste Flucht erfolgte von Palästina nach Syrien. Sie wurde emotional als sie darüber und den aktuellen Krieg in Gaza berichtete und sagte, eine Mutter, Palästina, habe sie geboren, die zweite, Syrien, erzogen. Sie wünsche sich „Peace für alle“.

Die Frauen sprachen über Herausforderungen, ihre Stärken und Vorurteile, womit v. a. die Musliminnen mit Kopftuch konfrontiert werden. Eine Teilnehmerin beschrieb es so: „Ich trage Kopftuch, aber ich liebe das Leben. Ich trage Kopftuch, aber ich bin nicht gefährlich.“ Das Gespräch der Frauen war geprägt von Offenheit und Empathie und so ging trotz der schweren Themen ein Abend mit einer angenehmen Atmosphäre zu Ende.

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